Robert Rodger I some menschen I know

 

some menschen I know I Robert Rodger I Fotografien

Dauer: 30.03. – 05.05.2019, Dienstag – Sonntag 15-18 Uhr

 

Robert Rodger wurde 1954 in Cincinnati Ohio geboren und studierte Malerei und Fotografie am Pratt Institute in Brooklyn (Ford Foundation Stipendium) und lebt seit Anfang der 1980er Jahre in Deutschland, seit 10 Jahren in Friedberg.

 

Die Ausstellung 'some menschen i know' vereint Auszüge seines im Jahr 2011 begonnenen und fortlaufenden Fotoprojekts. Um dieses zu verstehen, ist ein kurzer Rückblick in die Kunstgeschichte zum Thema 'Porträt' notwendig: Schon immer haben Menschen die eigene Existenz durch Abbildungen ihrer selbst für die Nachwelt erhalten, angefangen bei den anonymen Jagdszenen, die sich in Höhlenmalereien der frühen Menschen finden, über die idealisierten Herrscherbilder in der Antike bis hin zu den kostspieligen Standesporträts reicher Bürger, die den gesellschaftlichen Rang ihrer Auftraggeber abbilden sollten.

 

Unterbrochen wurde diese individualisierte Form des Porträtierens durch die hauptsächlich religiösen Darstellungen des Mittelalters.

Die Entstehung von Handelsrouten und Kapitalismus säkularisierte die Gesellschaft zunehmend. Wichtig wurde der Raum auf der Erde und nicht des Himmels.Im Klassizismus schließlich gerieten die Darstellungen strenger und schlichter. Das Individuum stand im Mittelpunkt. Mit Begründung der Psychoanalyse wurden auch unsichtbare Eigenschaften wie Charakter und Seele wichtig für die Darstellung in der Kunst.

 

Die Erfindung der Fotografie machte die malerische Abbildung im Grunde obsolet. Die Geschichte der Portraitfotografie ist geprägt vom Zeitgeist, aber auch von ihrem Zweck, man denke an reine Identifikationsportraits im Sinne von Passfotos oder der Justizfotografie. Dagegen steht das Fotoportrait als Kunstform (Ikonisierung in der Popkultur, das immer auch die Handschrift des Fotografen zeigt, oder zeitlich früher, nicht ganz unproblematisch, die Fotografien Leni Riefenstahls zu Propagandazwecken). In dem Zusammenhang seien genannt Helmut Newton, Peter Lindbergh, aber auch Man Ray und Andy Warhol. Man könnte unzählige nennen.

 

Robert Rodger's Herangehensweise ist eine ganz andere. Er sagt: „I really wanted to photograph, to DOCUMENT these people because I find it beautiful, but I did not want to PORTRAY them.“ („Ich wollte diese Menschen fotografieren, dokumentieren, weil ich dies wundervoll finde – ich wollte sie nicht portraitieren.“)

 

Seine Vorgehensweise ist minimalistisch und einheitlich. Dadurch wird von einer psychologischen Interpretation der Fotografierten so weit wie möglich Abstand genommen, wobei gleichzeitig die stille Präsenz und die Vielfältigkeit der Menschen zur Geltung kommen.

 

-Wiebke Cherubim-Wirth, März 2019-

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Broschüre zur Ausstellung
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